Shoot like a girl!

Vor einigen Jahren hat ein Basketballtrainer in Island Geschlechterstereotypen auf den Kopf gestellt. Das Ergebnis war großartig. Dieses Experiment zeigt deutlich, dass traditionelle Geschlechterrollen keine Naturgesetze sind. Weibliche Sportlerinnen können großartige Vorbilder für junge Menschen sein. Wenn das in der Sporthalle möglich ist - was können Sie in der Gesellschaft tun?

Das großartige Ergebnis des Basketballunterrichts: siehe hier.

Die Gleichstellung der Geschlechter wird oft als Frauenthema behandelt. Dies ist der Grund weshalb, wenn in den Medien oder bei Versammlungen über Gleichstellung diskutiert wird, überwiegend Frauen anwesend sind. Wir Männer finden es schwierig uns in die Debatte einzubringen. Einige gehen in die Defensive, andere sind interessiert aber finden irgendwie den Zugang nicht. Wiederum andere blicken in die andere Richtung.

Das geht so nicht, weil Gleichstellungsfragen in erster Linie Menschenrechtsfragen sind. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es im Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Eine einfache Erklärung bietet das folgende Beispiel: Zwei Neugeborene liegen nebeneinander, nackt und schlafend, ein paar Stunden alt, ein Junge und ein Mädchen. Wenn wir sie betrachten, ist es unvorstellbar, dass ein Kind mehr Rechte genießen wird als das andere; dass nur eines von den beiden eine Ausbildung machen und seine Träume erfüllen darf. Es ist vollkommen unverständlich, wenn beide die gleiche Arbeit verrichten, dass nur einer des Geschlechts wegen einen höheren Lohn erhält und der andere einen niedrigeren! Und es ist unerträglich festzustellen, dass statistisch gesehen einer von beiden wahrscheinlich im späteren Leben sexuelle Gewalt aufgrund seines Geschlechts erleiden wird.

Man kann die Gleichstellung von Mann und Frau auch ökonomisch betrachten. Wenn eine Gesellschaft nicht die Talente und Fähigkeiten all seiner Bewohner nutzt, nutzt sie nicht deren Kapazitäten in vollem Ausmaß. Ein vor kurzem erschienener Bericht der OECD (Link hier) zeigt eine klare Beziehung zwischen Geschlechtergleichheit und wirtschaftlichem Erfolg, sowohl in Unternehmen als auch Staaten mit u.a. erhöhter Innovation. Studien in Norwegen haben gezeigt, dass die Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt mehr Wohlstand geschaffen hat als die gesamte norwegische Ölindustrie. Geschlechtergleichheit ist also nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine kluge Wirtschaftspolitik.

Ein weiteres Beispiel stammt aus der internationalen Politik. Die Resolution 1325 des Sicherheitsrats (Frauen, Frieden und Sicherheit) basiert darauf, dass die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen eine Voraussetzung für Frieden ist. Frauen sind die Hälfte aller Gemeinschaften und sie müssen am Tisch sitzen, wenn Entscheidungen getroffen werden. Den Umständen und der Rolle von Frauen (und Mädchen) in Konfliktgebieten, wo sie unter den Hauptopfern sind, muss in vollem Umfang Rechnung getragen werden. Ohne ihre Teilnahme wird es keinen dauerhaften Frieden geben. Dies ist ein Grund, warum die Gleichstellung der Geschlechter eines der nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO ist.

Gleichstellung der Geschlechter hat sich auch positiv auf das Wohlbefinden von Männern ausgewirkt. Untersuchungen haben gezeigt, dass wenn Väter Vaterschaftsurlaub nehmen, sie eine bessere Beziehung zu ihren Kindern haben, was sich wiederum positiv auf das gesamte Familienleben und die Beziehung der Eltern auswirkt. Eine unerwartete Folge des Vaterschaftsurlaubs war eine Verbesserung der Gesundheit bei den Männern! Die Erklärung dafür ist, dass Männer im Allgemeinen weniger zum Arzt gehen als Frauen. Männer in Vaterschaftsurlaub gehen jedoch häufig mit ihren Kindern zur ärztlichen Untersuchung und dies scheint das Eis zu brechen. Während und nach ihrem Vaterschaftsurlaub suchen Männer häufiger medizinischen Rat.

Aber wenn die Argumente für Geschlechtergleichheit so eindeutig sind, warum schreiten die Fortschritte derart langsam voran? Das Weltwirtschaftsforum hat errechnet, dass eine Gleichstellung der Geschlechter im gegenwärtigen Tempo erst im Jahr 2133 weltweit erreicht sein wird. Eine der Erklärungen liegt in den Geschlechterstereotypen. Dies gilt auch und nicht weniger für Männer, die oft mit sogenannten „toxischen Männlichkeiten“ kämpfen. Sie müssen stark sein, maximalen Erfolg erreichen, dürfen nie an sich zweifeln, keine Emotionen zeigen, sind aggressiv und neigen zu Gewalt. Viele Männer sind überfordert und brechen schließlich zusammen. Das führt zu Selbstschädigung und seelischen Leiden. Gleichberechtigung wirkt sich auf diese Gruppe von Männern daher sehr positiv aus. Dies ist eines der Themen, die bei den Barbershop-Veranstaltungen diskutiert wurden und die Island in den letzten Jahren international initiiert hat. Das Ziel des Barbershops besteht darin, Männern die Bedeutung von Geschlechtergleichheit aufzuzeigen und zu Gleichstellungsfragen zu ermutigen sowie ein sicheres Umfeld für Gespräche über die Bedeutung von Geschlechtergleichheit und Stereotypen zu schaffen, und was jeder einzelne tun kann, um Geschlechtergleichheit zu erreichen. Der Barbershop hat sich als wichtiger erster Schritt für Männer erwiesen, diese Diskussion zu beginnen. Die Toolbox dazu finden Sie online und ist jedem zugänglich.