Ein Clubabend mit dem ORF-Generaldirektor ist ein Garant für ein volles Haus und einen spannenden Abend – und genau so war es am 16. Oktober beim 17. Clubabend des FührungsforumInnovative Verwaltung (FIV) im Oberösterreich Haus Wien der RLB OÖ Raiffeisenhaus in der Operngasse. Unter den Augen des Hausherren, Generaldirektor Heinrich Schaller, übernahmen FiV-Präsident Werner Trock und Vizepräsidentin Maria Ulmer die offizielle Vorstellung von ORF Generaldirektor Roland Weißmann, beschrieben seinen beeindruckenden Karriereweg und stiegen damit gleich mitten ins Thema ein.
Weißmann, der seine Laufbahn beim ORF mit einem Praktikum im Landesstudio Oberösterreich begann und sich bis an die Spitze des Unternehmens hocharbeitete, leitete die unterhaltsame Gesprächsrunde mit einem Überblick über den ORF ein. Er lobte den ORF als das „tollste Medienunternehmen des Landes“ und hob hervor, dass 95 % der österreichischen Bevölkerung von einem der ORF-Angebote erreicht werden. Da der ORF durch Gebühren der Bevölkerung finanziert wird, sei es ein zentrales Ziel, ein Programm für alle Zielgruppen anzubieten, was seiner Ansicht nach auch gut gelinge. Dennoch stehe die gesamte Medienbranche unter Druck – zum einen durch die Digitalisierung, zum anderen durch die veränderten Mediennutzungsgewohnheiten der Menschen.
Der ORF-Generaldirektor betonte besonders die Bedeutung unabhängiger Medien für die Demokratie, zu der der ORF einen wesentlichen Beitrag leiste. Trotz der aktuellen Herausforderungen strebe der ORF danach, weiterhin attraktiv zu bleiben. Auf die Frage, was den ORF attraktiv mache, verwies Weißmann auf die hohe Bedeutung der journalistischen und technischen Berufe im Unternehmen. Während im journalistischen Bereich die Gehälter wettbewerbsfähig seien, gestalte sich dies im technischen Bereich aufgrund des starken Konkurrenzdrucks schwieriger. Dennoch genieße der ORF einen großen Bekanntheitsgrad und Vertrauen als wichtigste Nachrichtenquelle des Landes, wobei Weißmann den ORF als „elektronisches Gedächtnis der Nation“ beschrieb. Gleichzeitig räumte er ein, dass die „goldenen Zeiten“ der Medienbranche vorbei seien.
Bezüglich der Attraktivität technischer Berufe beim ORF sprach Weißmann die Einführung neuer Arbeitsmodelle, wie etwa die Vier-Tage-Woche, an. Diese solle insbesondere jüngere Zielgruppen unter 30 Jahren ansprechen. Er hob auch die Bedeutung von Mitarbeiter*innen-Partizipation hervor, um das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen besser aufzustellen.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die besondere Stellung des ORF im österreichischen Mediensystem. Weißmann erklärte, dass das duale Mediensystem in Österreich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk neben privaten Medien ermögliche. Anders als in den USA, wo private Medien stark auf Profit ausgerichtet seien, sei der ORF durch das ORF-Gesetz verpflichtet, auch Nachrichten mit geringerer Reichweite, aber hoher gesellschaftlicher Relevanz zu verbreiten. Dies spiegle sich besonders in den Landesstudios wider, die lokale Ereignisse abdecken – selbst wenn diese keinen wirtschaftlichen Gewinn brächten. Tatsächlich sei Ö3 der einzige Radiosender des ORF, der Profit erwirtschafte. Weißmann betonte jedoch, dass der ORF kein reines Gewinnunternehmen sei, sondern ein zentraler Pfeiler der Demokratie, der im Zeitalter von Fake News und digitalen Echokammern von besonderer Bedeutung sei.
In der Diskussion über die Sparpläne des ORF betonte Weißmann die gesellschaftliche Verantwortung, die mit diesen Maßnahmen verbunden sei. Er hob die Frage hervor, welchen Wert die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Gesellschaft habe, und verwies auf die vielfältigen Tätigkeiten des ORF, darunter Investitionen in die heimische Filmindustrie, Kulturveranstaltungen wie den Kultursommer und den Sport. Sparmaßnahmen seien unvermeidlich, doch müsse gut abgewogen werden, welche Bereiche für den ORF und das Publikum von besonderem Wert seien.
Zum Ausblick auf die Zukunft der Medienlandschaft erklärte Weißmann, dass eine anhaltende Nachfrage nach verlässlichen Informationen bestehe, was sich in den hohen Reichweiten des ORF zeige. Besonders Live-Formate erfreuten sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig habe sich das Mediennutzungsverhaltenverändert, weshalb der ORF verstärkt auf Social Media setze. So habe die „Zeit im Bild“ auf Instagram bereits über eine Million Follower und auch auf TikTok sei der ORF erfolgreich. Vor Kurzem habe man zudem einen YouTube-Kanal gestartet, um jüngere Zielgruppen besser zu erreichen.
Zum Abschluss wurde Weißmann zu seinem Führungsstil befragt. Er betonte die Bedeutung von Teamgeist, Offenheit und Diskurs sowie das Einhalten von Versprechen. Zudem sei es wichtig, eine Fehlerkultur zuzulassen und in der journalistischen Berichterstattung weisungsfrei zu arbeiten.
Nach dem offiziellen Teil bot der Abend Gelegenheit zum informellen Austausch und Netzwerken, wobei die Gespräche bis spät in den Abend andauerten.
von Lona Weis