154. Themenforum: Die Zukunft der Energieraumplanung

Die Menschen werden immer mehr und mit ihnen ihr Energiebedarf. Diese Energie kommt im besten Fall aus erneuerbaren Energiequellen, die in der Regel viel Platz verbrauchen. Aber wie viel Platz brauchen wir wirklich? Wie schaffen wir es, den Raum, den wir zur Verfügung haben,effizient und klimafreundlich zu nutzen? – Darum ging es beim 154. FIV-Themenforum im Technologiezentrum Seestadt, das ganz im Zeichen der Zukunft der Energieraumplanung stand.

Der Grazer Magistratsdirektor Martin Haidvogl stellte die Gastgeber des Abends vor, den Vorstand der „Wien 3420 Aspern Development AG“, bestehend aus Robert Grüneis und Gerhard Schuster. Die Wien 3420 AG ist der zentrale Ansprechpartner, wenn es um das Stadterweiterungsgebiet Seestadt geht, ein Stadtteil, in dem in den 2030er Jahren über 25.000 Menschen leben sollen.

Robert Grüneis hielt dann auch gleich den ersten Vortrag des Abends. Er erläuterte, warum Energieraumplanung gerade im urbanen Bereich so wichtig sei. So sei Platz eine beschränkte Ressource in Städten und der Bevölkerungszuwachs ein treibender Faktor bei der Suche nach erfolgreichen Raumplanungsstrategien. Grüneis erwähnte auch kurz, dass Wien in Zukunft wohl zwei Seestädte brauche, um mit dem aktuellen Bevölkerungswachstum mitzukommen.

Um den verfügbaren Raum bestmöglich zu nutzen, sollen Energieversorger, Bauende und auch Verwalter zusammenarbeiten, so Grüneis. Die Seestadt sei in Sachen Energieraumplanung „eine Art Versuchskaninchen“. Hierfür wurde die Smart-Klima-City- Rahmenstrategie entwickelt, wo unter anderem verschiedene Netzbetreiber zusammenarbeiten. Die Seestadt ist ein Projekt, welches die urbane Verdichtung und Expansion Wiens zum Ziel hat. Sie sei perfekt angebunden, bietet Wohnraum, Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und eine hohe Lebensqualität. Um wirksame Energieraumplanung zu betreiben, die zum Beispiel Gebäude-Energieraum betrachtet, arbeitet die Wien 3420 AG mit der MA20-Energieplanung und dem Stadtteilmanagement Seestadt zusammen.

Warum Städte in der Klimafrage eine entscheidende Rolle spielen, erklärte im zweiten Vortrag Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. So werden zwar 2% der Erdoberfläche von Städten verbraucht, jedoch leben auf diesen 2% Fläche 53% der Weltbevölkerung, die dann auch noch für 75% der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Dass also gerade Städte in Zukunft klimaneutral sind, ist laut Bernd Vogel besonders wichtig. Städte bieten zwar wenig Fläche, jedoch gibt es viele Konzepte und Ideen, wie man die vorhandenen Flächen mit erneuerbaren Energieträgern nutzen kann. Alles, was verbaut werde, könne laut Vogl für Energie effektiv verwendet werden. So arbeite die MA 20 an einer Cluster-Planung, bei der herausgefunden werden soll, in welchen Stadtviertel welche Infrastruktur Sinn macht. Vogl erwähnte die hohen Fördergelder, die vom Bund zur Verfügung gestellt werden und betonte die Bedeutung von Strategien, die bei der Umsetzung einen Anspruch auf Förderung haben. Am Ende seines Vortrags lobte er noch die Strategie der Stadt Wien zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen mit dem Programm „Raus aus Gas“.

Den Prozess von Wettervorhersagen für erneuerbare Energien erläuterte Irene Schicker, die an der „GeoSphere Austria“ im Bereich Competence Unit Postprozessing tätig ist. So könne mittlerweile ganz genau herausgefunden werden, wo es Sinn macht,Windräder aufzustellen, oder auf welchen Flächen PV- Anlagen vernünftig wären. Um zu diesen Erkenntnissen zu kommen, benötigt man komplexe Klima- und Wettermodelle, wofür man auch KI verwendet.

Ein Beispiel, wie Bürger:innen in die Energieraumplanung und den Klimaschutz miteinbezogen werden, ist das Wiener Klima- Team. Wencke Hertzsch von der MA 20 gab im letzten Input-Teil des Abend einen kurzen Überblick über dieses Projekt. So sei das Ziel des Wiener Klima-Teams, die Bewusstseinsbildung beim Klimaschutz zu stärken. Es gehe um Demokratiestärkung und soziale Gerechtigkeit, damit sichauch Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft an den Prozessen der Klima-Teams beteiligen können.

Im vergangenen Jahr startete das Projekt in seiner Pilotphase in den Bezirken Margareten, Simmering und Ottakring. Wencke Hertzsch stellte den 1- Jahres Zyklus des Klima-Teams kurz vor. So gehe es in der ersten Phase des Projekts darum, dass Ideen eingereicht werden. Diese würden dann geprüft und ausgearbeitet. Eine Bürger:innen Jury stimmt dann über die ausgearbeiteten Projekte ab. Jene mit den meisten Stimmen werden umgesetzt. 2022 gab es 19 solcher Sieger-Projekte. Dieses Jahr wird das Klima-Team auf drei weitere Gemeindebezirke ausgeweitet: Mariahilf, Währingund Floridsdorf.

Im Anschluss an die Diskussion nutzten die zahlreichen anwesenden Mitglieder das Buffet, um den Austausch weiter zu vertiefen.

Am 10. Mai findet die FIV- Generalversammlung in der Akademikerhilfe im 8. Wiener Gemeindebezirk (Pfeilgasse 3a) statt.

von Lona Weis