„Keine Angst vor der Angst“ – Profiler Thomas Müller analysiert in der Sicherheitsakademie

In der Marokkaner Kaserne im dritten Wiener Gemeindebezirk, der Zentrale der Sicherheitsakademie des BM für Inneres, hielt der Profiler und Kriminalpsychologe Thomas Müller für das FiV einen Vortrag über Ängste – bzw. vielmehr darüber, wie gerade Führungskräfte mit diesen umgehen sollten.

Ängste, so Müller, sind an sich noch nichts Schlechtes. Hätten wir keine Angst mehr, würden wir es kaum durch unseren Alltag schaffen. So würden wir einfach aus dem Fenster springen, anstatt die Stiegen zu steigen, da ein rationaler Teil von uns ohne Angst nicht existiert. Jedoch darf man sich nicht von der Angst vereinnahmen lassen und schon gar nicht von ihr gelenkt werden. Gerade Menschen in Führungspositionen geraten oft in Situationen, die Angst machen. Müller macht deutlich, dass es hier besonders wichtig ist, Entscheidungen objektiv und abseits der eigenen persönlichen Empfindungen zu treffen. Zudem beruhigt er auch, da jede Belastungssituation irgendwann zu Ende gehe. Frei nach Viktor Frankl zitiert: „Mitternacht ist die dunkelste Stunde des Tages, sogleich aber auch der Anfang eines Neuen.“

Ein weiterer Punkt, auf den Thomas Müller eingeht, ist der des Perspektivenwechsels. So kann ein Perspektivenwechsel dabei helfen, herausfordernde Begebenheiten etwas vertrauter wahrzunehmen. Außerdem ist ein solcher Wechsel hilfreich, wenn es um das Verstehen diverser Ängste geht. Eine wichtige Aufgabe im Umgang mit der Angst, ist das Verstehen ihrer Dynamik. Warum habe ich Angst? Wovor genau habe ich Angst und warum ist diese Angst dauerhaft präsent? Beantwortet man sich diese Fragen, so kann man lernen, über sich hinauszuwachsen. Denn mutig, so der Kriminalpsychologe, ist nicht der, der vor nichts Angst hat, sondern der, der mit einen Ängsten umzugehen weiß.

In beruflichen Kontexten spielt ein anderer Faktor abseits der tatsächlichen Angst eine große Rolle: die Scham. Scham verhindere das Reden über Ängste. Müller erklärt, dass jeder Mensch Ängste hat. Zwar fürchten wir uns oft mehr vor der Vorstellung, als vor etwas, das wirklich eintritt, aber dennoch sind diese Sorgen da. „Eine Impfung“ gegen viele Ängste, so Müller, sei offene Kommunikation. Eine offene Kommunikation ermögliche, objektive Informationen zu seinen Ängsten zu erhalten.

Ängste sind nicht eindeutig gut oder schlecht. Sie sorgen dafür, dass wir manchmal doch rationale Entscheidungen treffen, könne aber auch bellende Hunde sein, die uns in der Nacht vom Schlafen abhalten. Doch durch richtige Kommunikation und Analyse des Problems kann man sie überkommen und erfolgreich mit ihnen umgehen. Müller gibt dazu folgende persönliche Empfehlung: “Face the problem, analyze it, then make a decision.”

Im Anschluss an den spannenden Vortrag gab es bei heißen Temperaturen noch eine lebhafte Diskussion. Anschließend stand Thomas Müllers für Gespräche zur Verfügung, viele Mitglieder nutzten die Chance auf ein signiertes Buch und ließen den Abend beim Networking ausklingen.