Nachhaltiges Arbeiten im öffentlichen Sektor – gefragter als je zuvor

 

Beim 152. FIV Themenforum am 17.1.2023 drehte sich alles um das Thema „Nachhaltigkeit“ bei NPOs und im öffentlichen Sektor. Den Anfang im „Wiener Wohnen Multimediacenter“ machte FIV-Präsident Werner Trock, der die anwesenden Mitglieder aus den unterschiedlichsten Bereichen aufs herzlichste begrüßte und das Wort an die Hausherrin übergab.

Karin Ramser ist Direktorin von „Wiener Wohnen“, der größten kommunalen Hausverwaltung Europas. Sie gab zunächst einen kurzen Überblick und hielt fest, dass Wiener Wohnen für 23% des gesamten Wiener Wohnungsmarktes zuständig ist. So leben in den 1.800 Gemeindebauten mit etwa 220.000 Wohnungen rund eine halbe Million Menschen. „Das ist praktisch Graz + Salzburg“, erklärte Ramser. „Wiener Wohnen“ beschäftigt sich schon länger mit dem Thema ESG-Management (ESG steht für Environmental, Social, Gouvernance), was Karin Ramser als Auswirkungsmanagement bezeichnet.

ESG stehe für verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln im eigenen Kerngeschäft. Es stellen sich im Fall von „Wiener Wohnen“, aber auch im Fall von anderen Unternehmen die Fragen, wie das, was Unternehmen tun, auf die Umwelt und Stakeholder wirke (Inside-Out), aber auch wie die Stakeholder auf die Unternehmen wirken und welche Erwartungen es gebe (Outside-In). Auch wenn Wiener Wohnen als Unternehmung des Wiener Magistrats (noch) keinen ESG Bericht veröffentlichen muss, so ist das Nachhaltigkeitsmanagement von Wiener Wohnen bewusst auf die „Wiener Wohnen Gruppe“ mit beiden Töchterunternehmen ausgerichtet.

Christian Horak von „EY Parthenon“, selbst ein Kind des Gemeindebaus, wie er offenbarte, gab im Anschluss aufschlussreiche Informationen zur Nachhaltigkeit im öffentlichen Sektor. So spielen verschiedenste Faktoren, wie der Klimawandel, aber auch verändertes Konsumverhalten eine Rolle dabei, wieso Unternehmen in ihrer Strategie immer mehr auf Nachhaltigkeit setzten. Nachhaltigkeit sei ein breit gedachtes, mehrdimensionales Konzept, das weit über die ökologische Perspektive hinausgehe, so Horak. So müsse man auch die ökonomische und die gesellschaftliche Perspektive mit einbeziehen, wenn man von nachhaltigen Strategien spreche.

Martin Bodenstorfer zeigt im zweiten Teil des „EY“-Vortrags anhand einer aktuellen Studie, dass die Mehrheit der Führungskräfte Nachhaltigkeit für wichtig halte, 38% in diesem Bereich sich jedoch nicht ausreichend informiert fühlen, wie sie mit ihren Unternehmen zum Erreichen der von den UN definierten Nachhaltigkeitszielen beitragen können. Außerdem geht aus der Studie hervor, dass 83% der Befragten bereits Maßnahmen im Bereich „Gesundheit und Wohlergehen“ setzen, jedoch nur 30% im Bereich „Nachhaltige Städte und Gemeinden“. In der sozialen Dimension werden also bereits die meisten Maßnahmen gesetzt, fasste Bodenstorfer zusammen.

Im dritten Teil des „EY“- Vortrags beschäftigt sich Georg Rogl mit der Nachhaltigkeits-Regulatorik und gab dazu eine kurze Übersicht über die CSRD/ESRS/ EU-Taxonomie. So gäbe es bereits jetzt einige verpflichtende Rahmenwerke, wie die bereits erwähnte EU-Taxonomie. Ins Detail ging Rogl im Bereich der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die eine erweiterte Nachhaltigkeitsberichtspflicht ab 2025 vorsieht. Aufgrund dieser neuen Richtlinie werden Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen an Wichtigkeit gewinnen. „EY“ schlägt für die Erarbeitung, Operationalisierung und Kommunikation der Nachhaltigkeitsziele ein Vorgehen in sechs oder sieben Schritten vor. Außerdem zeigte der Vortrag auch Möglichkeiten für Unternehmen auf, sich in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren und entsprechend dieser Positionierungen weitere Strategien zu planen.

Zahlreiche Fragen und eine intensive Diskussion rundeten den Abend ab, wobei sich die Mitglieder über die Chancen, aber auch die Hürden von Nachhaltigkeitsstrategien austauschten.

Das nächste Themenforum ist für 1. März zum Thema „Wieviel Wahrheit verträgt eine Organisation“ geplant.

von Lona Weis