Das erste FIV-Themenforum des neuen Jahres stand ganz im Zeichen des Beteiligungsmanagements. Nach einer exklusiven Führung für die FIV-Mitglieder durch dieses historische Gebäude hieß Maria Ulmer, FIV-Vizepräsidentin und Sektionschefin im BMF, im Dachausbau des Finanzministeriums die zahlreich erschienenen Gäste herzlich willkommen. Drei inhaltsvolle Impulsvorträge boten anschließend spannende Einblicke in verschiedene Aspekte des Beteiligungsmanagements und regten zu intensiven Diskussionen an.
Den Anfang machte Stephan Leixnering, stellvertretender Leiter des Forschungsinstituts für Urban Management und Governance an der WU Wien. In seinem Vortrag beleuchtete er die zentralen Herausforderungen einer aktiven öffentlichen Beteiligungsverwaltung. Dabei stellte er zunächst klar, dass diese Art der Verwaltung die Beziehung zwischen der öffentlichen Hand und selbstständigen öffentlichen Organisationen gestaltet. Die Herausforderung bestehe darin, demokratisch legitimierte Ziele umzusetzen, ohne die notwendige Autonomie der Organisationen einzuschränken.
Leixnering identifizierte drei Spannungsfelder. Erstens die Balance zwischen Überwachung und Steuerung: Während Überwachung auf Rechenschaftsberichte fokussiert, stehtSteuerung für aktive Einflussnahme auf die Ausrichtung der Organisationen. Zweitens diskutierte er struktur- und personenorientierten Ansätzen: Währende erstere nur auf formalisierte Instrumente der Einflussnahme abstellen, umfassen letztere wichtige informelle Aspekte. Drittens sprach er über die Ansprüche an die Rolle der Verwaltung als öffentliches, gleichzeitig, aber auch „privates“ Organ von selbständigen Organisationen. Besonders hob Leixnering die Bedeutung eines „Governance-Mix“ hervor, also der wirkungsvollen Kombination verschiedener Steuerungsinstrumente, um Freiheit und Kontrolle öffentlicher Organisationen sinnvoll auszubalancieren. Dabei verwies er auf Beispiele aus dem Bund und der Stadt Wien, die zeigen, wie solche Ansätze in der Praxis umgesetzt werden können.
Im zweiten Vortrag legte Elisabeth Gruber, Sektionschefin im BMF, den Fokus auf die Beteiligungsstrategie des Bundes. Sie erläuterte, wie das Finanzministerium die Steuerung seiner Beteiligungen organisiert und weiterentwickelt hat. Gruber betonte, dass der Bundes Public Corporate Governance Kodex (B-PCGK) eine zentrale Rolle spielt. Dieser Kodex bietet eine klare Orientierung für professionelle und transparente Führung der Unternehmen. Er wird durch verbindliche Regelwerke, wie etwa Satzungen und Geschäftsordnungen, umgesetzt.
Gruber ging auch auf das Handbuch für Beteiligungsmanagement ein, das als Leitfaden für eine integrierte Steuerungslogik dient. Dabei wird besonderer Wert auf Nachhaltigkeit, Transparenz und eine durchgängige Steuerungskette gelegt. Sie erläuterte das Beteiligungsmanagement und betonte, wie wichtig klare Eigentümerstrategien sind, um die Interessen des Bundes in den Unternehmen durchzusetzen. Darüber hinaus sprach sie über aktuelle Herausforderungen wie die stärkere Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialkriterien in den Berichten der Beteiligungen. Der Einsatz moderner Instrumente wie Risikoanalysen und strategisches Controlling ermöglicht es, die Steuerung laufend zu verbessern und neue Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.
Der dritte Vortrag wurde von Christoph Maschek, Finanzdirektor der Stadt Wien, gehalten. Er stellte die neue Beteiligungsstrategie der Stadt Wien vor, die unter anderem durch den Wiener Public Corporate Governance Kodex (WPCGK) unterstützt wird. Dieser Kodex enthält verbindliche Regeln und Empfehlungen, die sowohl für die Stadt als Eigentümerin als auch für die Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane gelten. Maschek erklärte, wie der Kodex in den Gesellschaftsverträgen und Geschäftsordnungen der Unternehmen verankert wird, insbesondere bei Mehrheitsbeteiligungen. Er hob hervor, dass die Stadt Wien ihr Beteiligungscontrolling deutlich ausgebaut hat, um die Steuerung zu verbessern und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu stärken.
Ein zentrales Element der neuen Strategie ist der verschränkte Steuerungsprozess, der die Beteiligungen enger mit der Stadt verknüpft. Maschek sprach auch über die jährlichen Beteiligungsberichte und die quartalsweise Erstellung interner Berichte, die eine detaillierte Analyse der finanziellen und operativen Situation der Beteiligungen ermöglichen. Ziel sei es, eine transparente und nachhaltige Unternehmensführung sicherzustellen, die den Bürgerinnen und Bürgern langfristig zugutekommt.
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die Referentinnen und Referenten gemeinsam mit den Gästen über die vorgestellten Ansätze. Dabei wurden nicht nur die Unterschiede zwischen der Bundes- und der Landesebene deutlich, sondern auch die vielfältigen Herausforderungen, die sich im Beteiligungsmanagement stellen. Der Abend bot definitiv eine Gelegenheit, Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Bei einem entspannten Ausklang hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließlich noch Zeit, Kontakte zu knüpfen und die Diskussionen in persönlichem Rahmen fortzusetzen.
von Lona Weis